Bäckermeister Arthur Thomas, wohnhaft in Pirna als Sohn des Fellhändlers Wilhelm Thomas, schließt am 23.06.1905 die Ehe mit Anna, geb. Kliemant, Tochter des Ziegeleiverwalters August Kliemand in Meißen. Zuvor kaufte Arthur Thomas (am 27.05.1905) das Bäckereigrundstück in Dresden-Sporbitz (früher Lugaer Str. 1, jetzt An der Schule 1) und machte sich selbständig.
Das Geschäft allein genügte nicht, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. So kauften sie sich einen Esel mit Wagen und lieferten die Waren frei Haus bis nach Heidenau und Umgebung aus. Später wurde für den Esel ein Pony eingetauscht, danach ein stolzes Pferd mit Brotwagen. Im ersten Weltkrieg wurde Arthur Thomas eingezogen, doch die Bäckerei lief weiter. Sein Sohn, Erhard Thomas, erlernte 1921 den Beruf des Bäckers im elterlichen Betrieb. Nach der Lehre geht er einige Zeit in eine große Konditorei nach Radebeul, um sein Fachwissen zu erweitern.
Bäckermeister Erhard Thomas heiratet am 20.06.1934 seine Frau Erna, geb. Köhler aus Heidenau. Danach übernahmen sie den elterlichen Betrieb. Jeden Morgen wird Frühstück mit dem Fahrrad frei Haus ausgetragen. Drei Mal in der Woche geht es mit dem Pferdewagen nach Heidenau und Umgebung, um Brot und Brötchen zu verkaufen.
Im Jahr 1938 wird das treue Pferd und der Brotwagen verkauft und Erhardt legt sich einen neuen Opel P4 Lieferwagen zu. Im Jahre 1942 wird Erhard eingezogen. Er kommt 1945 in französische Kriegsgefangenschaft, muss in Kohlegruben schwer arbeiten. 1948 kommt er endlich nach Hause. Seine Frau Erna öffnet 1945 wieder das Geschäft. Sie holt mit dem Leiterwagen das Brot aus der Mühle in Zschachwitz, um es zu verkaufen. Nach der Heimkehr arbeitete Erhard einige Wochen in der Bäckerei der Zschachwitzer Mühle. Es gab keine Kohlen und so wurde nur in den größten Bäckereien gearbeitet.
Ende 1948 holt sich Erhard einen seiner ehemaligen Gesellen und fing wieder in seiner Bäckerei an zu backen. Es war sehr schwer, denn es gab keine Zutaten. Im Jahr 1950 begann Erhards großer Sohn, Manfred, die Lehre als Bäcker. Langsam ging es wieder aufwärts, es gab zumindest Grundnahrungsmittel.
Im Jahr 1964 wurde das Haus teilsaniert. Ein neues Firmenschild wurde angebracht. 1968/69 wurde noch ein neuer Backofen gebaut, vor dem aber Erhard, niemals arbeiten konnte. 1969 wurde er schwer krank. Sein Sohn Manfred führte zusammen mit seiner Frau Margot und seiner Mutter Erna den Betrieb weiter.
Am 01.05.1972 übernimmt offiziell Bäckermeister Manfred Thomas mit seiner Ehefrau Margot, geb. Ludwig, den Betrieb. Weil es keine Arbeitskräfte im Bäckerhandwerk gab, versuchte Manfred Maschinen zu kaufen, um die Arbeit etwas leichter zu machen. Es wurde zu dieser Zeit große Mengen an Brot und Brötchen hergestellt. Die Kunden standen am Geschäft Schlange, um die billigen Waren, die in jedem Backbetrieb die gleichen Preise hatten, zu kaufen. Ein Kilo Mischbrot kam 0,52 Mark, 1 Kilo Vollkornbrot 0,34 Mark, 1 Doppelbrötchen 0,10 Mark, 1 Stück Kuchen zwischen 0,35-0,50 Mark.
Die Edelrohstoffe zur Herstellung von Stollen (Butter, Mandeln, Sultaninen, Zitronat) wurden nach Umsatz der Grundnahrungsmittel verteilt. Auch schon zu dieser Zeit verschickten wir Stollen nach Westdeutschland und ins westliche Ausland. Es war ein großer Zusammenhalt innerhalb des Bäckerhandwerks.
1989/1990 wurde für uns plötzlich alles anders. Die großen VEB Betriebe rings um unser Geschäft wurden geschlossen. Es fehlten plötzlich die Kunden, zum größten Teil die Arbeiter aus den VEB Betrieben. So mussten wir total umdenken. Im Jahr 1991 wurde eine neue Ladeneinrichtung für das Hauptgeschäft, ein neues Firmenschild und ein neuer Lieferwagen gekauft. Eine Filiale im Hochhaus von Dresden-Prohlis eröffnete 1993. Etwas später folgte eine weitere Filiale in Heidenau.
Durch das große Sortiment an Backwaren und das ständige Steigen der Kohlepreise, entschloss sich Manfred 1995 einen neuen modernen Gasbackofen bauen zu lassen. Sohn Mario arbeitete als Bäckergeselle ab 01.02.1983, sowie Schwiegertochter Ilona, geb. Richter ab 01.09.1985 mit im elterlichen Betrieb.
Bäckermeister Mario Thomas, und Ehefrau Ilona übernehmen am 01.01.1999 den Betrieb. Mario Thomas lässt zuerst das Wohnhaus sanieren. Anschließend verwirklicht er das Bauvorhaben seines Vaters, die Bäckerei mit dem Wohnhaus zu verbinden. Er richtet den neu entstandenen Arbeitsraum mit modernen Maschinen und Anlagen aus. Die modernen Frost- und Kühlanlagen machen einen ganz neuen Arbeitsablauf und die Eröffnung einer dritten Filiale in Dresden-Reick möglich.
Hoffen wir, dass die kommende Generation, die bereits in den Startlöchern steht, den Betrieb einmal so weiterführt, dass der Name Thomas, der für Qualität und zufriedene Kunden spricht, fortgeführt wird. Marios Sohn Marcel lernt bereits im 3. Jahr den Beruf eines Bäckers.
Am 15.10.2011 hat unser Sohn Marcel die letzte Prüfung bestanden und ist jetzt Meister des Bäckerhandwerks.
Herzlichen Glückwunsch, deine Eltern und Großeltern sind stolz auf Dich!